Mittwoch, 15. September 2010

Schlaflos in Zehlendorf

Ich gehe jetzt abends immer mit Christa Wolf ins Bett, das heißt natürlich mit ihrem neuen Roman "Stadt der Engel", in dem sie ihre Zeit in Los Angeles reflektiert, in welcher sie wiederum eine Menge ihrer DDR-Vergangenheit reflektiert. Ich mag das Buch. Man fühlt sich der Autorin sehr nahe, die, je älter sie wird, eine ironische Distanz zu sich selbst und einen Humor wie Seide entwickelt hat; sehr fein gesponnen und manchmal kommt er so unauffällig daher, dass man eine hohe Aufmerksamkeit an den Tag legen muß um ihn wahrzunehmen, dann aber ist er umso schöner und wirkungsvoller.

Ich sehe also, nachdem ich das Licht ausgemacht und das Buch beiseite gelegt habe vor meinem inneren Auge Christa Wolf in ihrem Apartment in L.A. vor dem TV sitzen und begeistert Raumschiff Enterprise gucken, in der einen Hand die Fernbedienung, in der anderen ein Glas Maragarita - ab und an einen liebevollen Blick beiseite auf ihr "Maschinchen" werfend (Brother WP1!). So einen hatten wir auch 1989 und er war für die Textverarbeitung einfach sensationell, denn an die flächendeckende Verbreitung von Computern war noch nicht zu denken!

Der innere Schnappschuß von Christa Wolf in L.A. ist so schön, dass ich bald wieder hellwach bin und überlege, ob ich weiterlesen soll, das Buch ist aber zu schade zum Verschlingen! Dieser innere Konflikt macht mich noch wacher und mir bleibt nichts anderes übrig als in die Küche zu schlurfen und mir einen heißen Kakao zu bereiten.

Ach, Christa!

Und dann hat sie auch noch die gleiche Jacke wie ich (einst ein Geschenk von Carola)!

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